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Pfingsten erinnert n die Ausgiessung des Heiligen Geistes. Damals, in Jerusalem. Und heute? Heute wird in vielen Gottesdiensten darüber gepredigt. Man spricht über den Heiligen Geist. Er selbst kommt nicht zu Wort.

Über irgendeinen Geist, der uns zu irgendetwas motivieren soll. Von dem erscheckend kraftvollen, unberechenbaren Wirken Gottes ist dabe kaum etwas zu spüren und schon garnicht zu erleben. Gottes Geist weht, wo er will und wie er will. Aber er weht nicht, wo man ihn nicht haben will. Man kann den Heiligen Geist "dämpfen", einschränken, ja sogar sich ihm widersetzen. So steht es in Gottes Wort, der Bibel.

 

Vergleicht man das Wirken des Heiligen Geistes in den ersten Christengemeinden mit dem, was sich heute in den Landeskirchen tut, dann fallen Unterschiede auf. Kirchliche Ordnungen haben das Wirken des Geistes weitgehend ausgehebelt. Zumindest erlauben die krichlichen Ordnungen dies. Gottesdienste, in denen jeder Satz, jedes Gebet, jedes Lied kontrolliert wird, sind keine Gottesdienste, in denen der Heilige Geist frei wirken kann. Das "allgemeine Priestertum der Gläubigen" ist keine Erfindung Luthers, sondern geht auf Gemeinden zurück, die sich nach Pfingsten gebildet haben. Jedem hat Gott Gaben gegeben. Jedem!

 

Aus den Briefen der Apostel an die Gemeinden erfahren wir hauptsächlich von den Schwierigkeiten, von Spannungen, von Fehlentwicklungen. Aber selbst daraus lässt sich ablesen, was damals üblich war. Fehlentwicklungen sind nur möglich, wo sich etwas entwickelt. Wo sich nichts entwickelt, kann auch nichts in die falsche Richtung gehen. Wenn sich ein Ruhestandspfarrer im Kirchenbezirk Herrenberg öffentlich rühmte, dass seine Gemeinde über Jahrzenhnte nicht aufgefallen wäre, dann drücklt das Erschreckendes aus. Hier gab's offensichtlich keine Entwicklung. Die Gemeinde wurde nur verwaltet.

 

Die Angst vor Fehlern, oder auch die Erfahrung von Fehlentwicklungen, führte zu einem immer mehr reglementierten Gemeinde- und gottesdienstlichem Leben. Wobei mir das Wort "Leben" nicht so recht passen will. Unsere landeskirchlichen Gottesdienste sind ein Bild dieser Fehlentwicklung. Jedes Wort, jedes Gebet, jedes Lied wird der Gemeinde vorgegeben. In keinem Gottesdienst spricht Gottes Geist durch jemand anderes, alls dem Pfarrer. Das ist ein himmelweiter Unterscheid zu dem, was sich Gott unter Gemeinde vorstellt. Nicht nur das Neue Testament, auch im Alten Testament steht etwas Anderes.

 

Ich erinnere mich an ein Erlebnis: Ich war zum ersten Mal in einem württembergischen Kirchengemeinderat. Der Laienvorsitzende examinierte mich mit der Frage: "Wer leitet die Gemeinde ?". Meine Antwort, zu der ich heute noch stehe: "Die Gemeinde leitet (hoffentlilch) der Heilige Geist." Mit dieser Antwort war ich bei ihm ab sofort "unten durch". Diese Antwort wird mir von ihm bis heute angekreidet. Die "richtige" Antwort hätte gelautet: "Der Pfarrer und der Kirchengemeinderat leiten die Gemeinde". Das ist so in der KGO festgelegt. Die KGO kannte ich damals noch nicht. Vom Heiligen Geist steht da nichts drin. Wohl aber in der Bibel.

 

Die Gottesdienstordnung der hiesigen Landeskirche lässt nahezu keinen Spielraum, in dem der Heilige Geist durch Gemeindeglieder wirken könnte. Die Wirkung, die erlaubt ist, geht ausschliesslich vom Pfarrer durch Predigt und Liedauswahl zu den Gemeindegliedern. Das ist eine katastrophale Reduzierung auf einen einzigen Kanal: den Pfarrer. Er kontrolliert und bestimmt, was zulässig ist. Häufig ist es einfach das, was den Machterhalt garantiert. Lebendige Gemeinden zeichnen sich dadurch aus, dass der Heilige Geist von allen zu allen wirkt. Und wirken darf. Und diese Wege offen gehalten und gepflegt werden.

 

 Wenn es stimmt, dass jeder Christ von Gott geistliche Gaben bekommt, dann muss es zwingend die Aufgabe jedes geistlichen Leiters sein, diese Gaben zu entdekcen und zu fördern. Genau dies tat ein Paulus bei Timotheus. Vor einiger Zeit stellt ich Pfarrern die Frage, ob sie wissen, wer in ihrer Gemeinde die Gabe der Prophetie oder der Weisheitsrede hat? Wer die Gabe der Lehre oder eine Heilungsgabe hat? Wen wundert es, dass ich nciht eine einzige Antwort bekam? Prophetische Rede und Weisheitsrede sind die Gaben, mit denen der Heilige Geist die Gemeindeleitung korrigiert und ermahnt. Und sie ermutigt und bestätigt. Wo diese Gaben gänzlich fehlen, geht eine Gemeinde über kurz oder lang in die Irre. Weil Sprachenrede in der Kirchengeschichte misbraucht wurde, hat man sie komplett verbannt. Kein Wunder, dass die Gabe der Auslegung von Sprachenrede fast vollständig verschwunden ist. Einen Ausleger erkennt man erst, wenn ein Sprachenredner auftritt! Wer dieses Wagnis nicht eingeht, schneidet einen Kanal des Heiligen Geistes ab.

 

Die vordergründige Versuch, Misbrauch und Fehlentwicklung zu verhindern, verdeckt die eigentliche, tief dahinter liegende Angst. Die Angst, Gott könnte wirklich unerwartet in mein Leben oder das, der Gemeinde hineinwirken. Er könnte es wagen, meine Pläne, meine Theologie, mein Verständnis bei Seite zu schieben und SEINE Pläne voranbringen. Wer in der Nachfolge Jesus steht, gibt Macht ab. ER ist der Herr! Wo Leiter und Leitungs-Gremien sich nicht mehr hinterfragen lassen, da wird diese Angst sichtbar.

 

Ein untrügliches Zeichen für ein Gemeindelben unter der Leitung des Heiligen Geistes ist es, wenn Christen offen und transparent ihr Leben teilen. Fehler, Versagen, Freude, Siege - alles wird geteilt. Wie fremdartig wirkt da, dass Pfarrer nahegelegt wird, keinen ehrlichen, tranpararenten Lebenstil mit den eigenen Gemeindeglieder zu pflegen. Niemand soll erfahren, dass auch sie Schwächen haben und ausschliesslich aus der Gnade und Erbarmen bei Gott angenommen sind. Niemand soll merken, dass sie geistlich arm sind. Kein Wunder, dass dieses falsche Verhalten dann von den Gemeindelgiedern kopiert wird. Wer in seinem eigenen Leben täglich erfährt, dass er nur aus Gnade lebt, der führt keine Akten über die Fehler anderer. Das tun nur Schalksknechte.

 

Der oben erwähnte ehemalige Laienvorsitzende rühmte ich vor einiger Zeit öffentlich, dass es gelungen sei, nun auch das letzte Element der Gemeinde-Erneuerung zu beseitigen. Endlich erinnerte nichts mehr daran, dass die Gemeinde angefangen hatte, sich in kleinen Schritten dem Wirken des Heiligen Geistes zu öffnen. Einer dieser kleinen Schritte war es, das Fürbittengebet in die Hände eines gemeindlichen Teams zu legen. Es war faszinierend, wie in den Gebeten Dinge angesprochen wurden, von denen diese Menschen definitiv nichts wissen konnten. Das Fürbittengebet wurde zu einem der spannendsten Elemente des Gottesdienstes. Aber auch da passiert das, was immer passiert, wenn Gott spricht: Manche Menschen lassen sich ansprechen, andere leisten Widerstand. Überigens: Auch das ist ein Zeichen von geistlichem Leben: Es gibt Widerstand. Jesus hat es vorhergesagt. Der Weg, Kanäle des Heiligen Geistes zu verstopfen führt allerdings, laut der Bibel, zum Gericht. Die Bibel ist voll davon, was geschieht, wenn Menschen die Propheten zum Schweigen bringen. Auch das sollte man Pfingsten bedenken.

 

 

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