Es war ein Vortrag von Pfarrer Dr. Wolfgang Bittner, den er 2012 bei "Christen in der Wirtschaft" gehalten hat.

Dr.Bittner sagte damals sinngemäß, dass Jesus nie über Gefühle gesprochen habe!

 

Seit dieser Zeit studiere ich im AT und NT, was da steht. Und tatsächlich: Es geht immer um Taten! Jesus selbst gibt seinen Jüngern als letzten Auftrag mit auf den Weg: "Machet zu Jüngern alle Völker und lehret sie halten alles, was ich euch geboten habe".Er fordert sie nicht auf, den Menschen fromme Gedanken oder theologische Weisheiten beizubringen. Es heisst nicht, "lehret sie glauben"! Ganz praktisch geht es darum, dass sich Menschen hinter Jesus einreihen und tun, was er gesagt hat. Ist davon in den Gemeinden etwas zu sehen? Sind das die Schwerpunkte der Gemeindearbeit? Wohl eher nicht, wenn über 90% der Gemeindeglieder (zumindest in den Landekirchen) sich nicht als "Nachfolger Christi" oder "Jünger Jesu" bezeichnen. Man glaubt irgendwas. Über 90% dieser Gemeindeglieder empfinden es als Zumutung, wenn man sie daraufhin anspricht. Dazu passt, das über 90% der Gemeindeglieder nicht intensiv und regelmäßig die Bibel lesen.

 

Es geht sogar noch weiter. Jesus stellt die Tat über das Reden. Er geißelt lange Gebete. Vielleicht würde er heute die überlangen frommen Artikel geißeln. Noch mehr: Er lobt den Sohn, der das Falsche gesagt, aber das Richtige getan hat.

 

Zu Recht wird manchen charismatischen Gruppen oder Gemeinden angekreidet, dass Gefühle über dem Wort Gottes stehen. Wie oft musste ich "..der Herr hat mir gesagt.." anhören. Abgemindert heisst es dann auch "...ich habe den Eindruck..." . Der Roman "Illuminati" beschreibt, wo es enden kann, wenn nicht mehr das Wort Gottes der Maßstab ist. (Um Mißverständnissen vorzubeuegen: mit den Aussagen dieses Buches über Kirche, Glaube, etc. stimme ich nicht überein!) Wo wird noch in Gebetsgemeinschaften überprüft, ob das Gebetete mit Gottes Wort, mit seinen Zusagen, mit seinen Aufforderungen, mit seinen Warnungen übereinstimmt?

 

Die Evangelische Kirche bezeichnet sich gern als "Kirche des Wortes". Gemeint war ursprünglich, dass man sich auf das Wort Gottes, die Bibel bezieht und sie als Maßstab heranzieht. Heute ist sie an vielen Stellen zu einer "Kirche der Wörter" geworden. Nicht die Bibel ist der Maßstab, sondern die historisch-kritische Theologie. Kein Gedanke daran, dass Jesus klar und deutlich Gericht gegen die angedroht hat, die sein Wort in einerseits relevante und andereseits überflüssige Teile aufspalten. Es ist schon symptomatisch, dass ausgerechnet die provozierenden, schockierenden, verletztenden Aussagen Jesu relativiert werden. Stellt sich jemand, wie hier im Kirchenbezirk geschehen, auf die Kanzel und verkündet "ich glaube nicht, was in der Bibel steht", dann passiert nichts. Ganz anders, wenn die historisch-kritische Theologie in Frage gestellt wird. Sie ist das Maß der Dinge geworden!

 

Am Jüngsten Tag, beim Engericht, wird nicht nach Theologie, nach Gefühlen, nach Meinungen gefragt. Ausschlaggebend sind die Taten der Barmherzigkeit! Es wird nicht gefragt, was einer geglaubt, sondern was er getan hat!

 

Wenn ich mich in den landekirchlichen und den freien Gemeinden umschaue, fällt mir auf, dass aus der Ausrichtung auf die Tat, eine Ausrichtung auf das Gefühl geworden ist. Die größte Sünde, die man offensichtlich begehen kann, ist, jemand zu verletzen. Alle Anstrengungen richten sich darauf, niemand zu verletzen. Deshalb darf über Sünde, Gericht, Hölle, Verdammnis, etc. nicht gepredigt werden! Es könnte jemand verletzen! Hätte sich Jesus an dieser falschen Theologie orientiert, hätte er niemals den Tod am Kreuz sterben müssen. Er wäre ja niemand zu nahe getreten. Auch keiner der alten Propheten wäre angefeindet oder getötet worden. Sie hätten ja nie jemand verletzt. Jesus hat Menschen verletzt, in dem er sie auf ihre Sünde, ihr widergöttliches Verhalten aufmerksam gemacht hat. "Ihr Schlangen- und Otterngezücht", "weiss gestrichene Gräber" und was noch an anderen Aussprüchen da war. Heute wäre das in den Gemeinden undenkbar. Und doch ist es Jesus selbst, der so spricht. Es waren die geistlichen Leiter der damaligen Zeit, die Johannes der Täufer und Jesus zur Umkehr und Buße aufgefordert hat. "Tut rechtschaffende Werke der Buße". Buße ist kein Gefühl! Es ist überprüfbares Handeln. Buße ist Wiedergutmachung. Heute ist Buße, wenn sie denn überhaupt noch gepredigt wird, zu einem Lippenbekenntnis verkommen. Jesus lobt den Zöllner, weil er den von ihm angerichteten Schaden wieder gut macht.

 

Selbst, wenn man Jesus solche verletztenden Sätze noch erlaubt. Er hatte ja immer recht mit dem, was er sagte. Was ist aber, wenn jemand ungerecht behandelt wird. Das verletzt auch. Auch hier gibt die Bibel, gibt Gottes Wort, gibt Jesus selbst die Antwort. "Vergeben". Sieben Mal siebzig. Taten der Vergebung sollen wir tun. "Segnet, die hinter eurem Rücken euch schlecht machen". "Freut euch, wenn ihr ungerecht behandelt werden". "Dankt für alles und das immer".

 

Jesus selbst stellt das Tun einmal sogar vor den Glauben. Also nicht: Erst glauben, dann tun. Sondern: "Wer das tut, was ich sage, wird erkennen, dass es Worte von Gott sind". Das ist schon fast eine Aufforderung zum Experiment: Ich würde gern mal mit einer Gruppe zusammen das "ausprobieren". Ein Jahr lang ganz konsequent miteinander das tun, was Jesus sagt. Das ist ja auch so eine Anweisung, dass wir unser Christsein miteinander in Ehrlichkeit und Transparenz leben sollen. Das geht ja auch nicht in der Theorie, sondern nur ganz praktisch. Man kann nicht theoretisch voreinander ehrlich sein. Man kann nicht theoretisch voreinander transparent sein.  Tun, egal was Theologie oder Zeitgeist sagen. Und dann Bilanz ziehen. Dazu muss man noch nicht einmal glauben, was in der Bibel steht. Nur tun sollte man es.