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1.9.1996: Ich musste, nur für ein kurzes Gespräch, nach Aschaffenburg. Der Geschäftsführer eines großen, internationalen Software-Hauses wollte etwas mit mir besprechen. Lange Autofahrt, kurzer Termin, gutes Wetter - beste Bedingungen, das Ganze per Flieger zu absolvieren.

Einziges Hindernis: Ganz Deutschland war seit Tagen Manövergebiet. Es wurde Krieg gespielt. Besonders in der Luft. Totale Sperrung des Luftraums zwischen Stuttgart und kurz vor Aschaffenburg war über die einschlägigen Luftfahrt-Bulletins verkündet worden.

Anrufen kostet nichts. Ich meldete mich am Tag davor telefonisch bei der angegeben militärischen Nummer und fragte, wie denn die Lage am morgigen Tag sei. Oh Wunder: "Wir haben zwar noch Manöver, aber nicht mehr so intensiv. Sie können nach Aschaffenburg fliegen. Geben Sie mir Ihr Kennzeichen und melden Sie sich nach dem Start bei folgender Frequenz". Ich erhielt eine Sprechfunkfrequenz und bereitete mich mit Spannung und gemischten Gefühlen auf den Flug vor.

Das Wetter war nicht gerade super. Leicht diesig. Flugsicht leidlich. Bodensicht ausreichend. Ich meldete mich bei der angegeben Funkstelle und musste einen Transpondercode einrasten. Jetzt war ich auf den Radarschirmen der Militärs nicht mehr nur ein anonymer Punkt, sondern eine vier-stellige Zahl.

Nach ein paar Minuten, ein Funkspruch an mich: "D-EIWN, zu Ihrer Information: Verkehr in ihrer 9 Uhr Position". Blick nach links und im Dunst gerade  noch erkennbar, wutsch, wutsch, schossen zwei Phantoms an mir vorbei! Komisches Gefühl. Wieder ein paar Minuten später, der nächste Funkspruch: "D-EIWN, zu Ihrer Information: Verkehr in Ihrer 12 Uhr Position". Und schon schossen vor mir, von links nach rechts wieder zwei Phantoms vorbei! Ob's die von vorhin waren? Uups, die scheinen sich einen Spass darau zu machen, dass da ein "Target" rumfliegt!

Trotzdem, ich habe mich nie so sicher gefühlt, wie in diesen Minuten im Manövergebiet. Die Jungs hatten mich auf dem Schirm und die ganze Zeit waren alle Bewegungen im Luftraum kontrolliert. Da hatte ich an schönen Tagen in Nord-Deutschland ein mulmigeres Gefühl, wenn die Luftaufsicht verkündete, dass sie wegen des vielen Verkehrs nicht mehr in der Lage sei, alle Flieger vor drohenden Kollisionen zu warnen!

platzrunde_aschaffenburgKurz vor Aschaffenburg die Meldung: "Sie verlassen das Manövergebiet. Verlassen der Frequenz genehmigt". Funkgerät umschalten. Meldung an Aschaffenburg, dass ich komme. Ich erhielt die Landerichtung 08 und flog in Platzrundenhöhe in den Gegenanflug ein. Da blieb mir fast das Herz stehen! Von links unten, in bedrohlicher Nähe, näherte sich auf Kollisionskurs eine Motormaschine mit Segelflugzeug im Schlepp! Keine Info vom Tower! Keine Warnung! Scharfe Ausweichkurve nach rechts und wir kamen voneinander frei! Nicht genug, dass es fahrlässig war, einen Schleppzug in den Gegenaflug zu lenken. Noch fahrlässiger war, dass niemand es für nötig hielt, hier im Funk etwas zu sagen! Gegenanflug, Queranflug, Endteil. Das Endteil zur Landebahn 08 ist sehr kurz. Vielleicht 500 Meter. Nicht viel, wenn man mit 70 Knoten (ca. 150 km/h) angeflogen kommt. Als ob die Fast-Kollision in der Platzrunde  nicht schon genug gewesen wäre, schoss jetzt noch, ohne Vorwarnung, die Schleppmaschine von links quer vor mir durch, um rechts von mir auf der Grasbahn zu landen! Ein klarer Verstoss gegen alle Regeln für Anflüge an unkontrollierten Plätzen!

Die Erkenntnis daraus: Lieber unter Kontrolle von Profis im "Kriegs"-Gebiet, als unter Nicht-Kontrolle bei Zivilisten, die ihren Flugleiterdienst nicht sorgfältig machen!

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